20.01.2021 / komba gewerkschaft nrw

Fachbereich Erziehung

© lithiumcloud / istockphoto.com
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Offener Brief zur Situation in den Kindertagesstätten

Sehr geehrter Herr Minister Dr. Stamp,

nach der gestrigen „Bund-Länder-Runde“ scheint es in den nordrhein-westfälischen Kitas bei der bisherigen Vorgehensweise zu bleiben. Als komba gewerkschaft nrw halten wir das für den absolut falschen Weg. Vor dem Hintergrund der Corona-Mutation und den derzeit nicht absehbaren Auswirkungen auf Kinder und Erwachsene fordern wir daher, umgehend eine Notbetreuung aufzunehmen.

Als komba gewerkschaft nrw haben wir bereits in der Telefonkonferenz Anfang Januar für eine langfristige Strategie geworben. Auf Appelle zu setzen, bewerten wir nach wie vor kritisch.

Grundlage für unsere Position waren die praktischen Erfahrungen aus dem Monat Dezember. Schon damals forderten Fachkräfte und Leitungen grundsätzlich klare Regelungen für einen Betreuungsanspruch. Dieser sollte selbstverständlich auch den Gestaltungsspielraum vor Ort zulassen, damit individuelle Familiensituationen berücksichtigt werden können. An dieser Forderung halten wir grundsätzlich fest. Allerdings erweitern wir – angesichts der neuen Entwicklungen – unsere Forderung und sprechen uns für die sofortige Aufnahme einer Notbetreuung bis zum 14. Februar 2021 aus.

Der Appell an die Eltern reicht unserer Ansicht nach nicht aus, um das Ziel im Fokus zu behalten, Kontakte einzuschränken. Nach Meinung von Expertinnen und Experten lässt sich das hohe Infektionsgeschehen allerdings nur durch strenge Kontaktbeschränkungen reduzieren. Die Kitas hier in Nordrhein-Westfalen sind dafür kein gutes Beispiel. Aus den Einrichtungen wird uns gemeldet, dass derzeit durchschnittlich circa die Hälfte aller Kinder betreut werden. Tendenz steigend. Das vorgeschriebene Arbeiten in festen Gruppen bedeutet, dass oft viele Personen in engen Räumen über einen langen Zeitraum zusammen sind. Hinzu kommt, dass die Gründe für die Inanspruchnahme der Betreuung durch die Eltern für die Kita-Beschäftigten in einigen Fällen nicht nachvollziehbar sind. Familien deuten Ihre Appellansage sehr unterschiedlich.

Die Kolleginnen und Kollegen sind zudem um die eigene Gesundheit besorgt. Sie schränken ihre persönlichen Kontakte extrem ein. Schon alleine deshalb, weil sich die Beschäftigten in einer besonderen Verantwortung gegenüber den Kindern sehen. In den Kitas werden die Gruppen unter massiven Anstrengungen streng voneinander getrennt. Vor diesem Hintergrund sind die Beschäftigten mehr als irritiert, wenn sie mitbekommen, dass sich Familien privat treffen oder Kindergeburtstage in größerer Runde gefeiert werden. Die Verantwortung für den Infektionsschutz liegt nicht alleine bei den Beschäftigten. Sie liegt bei allen, die sich im Kita-System bewegen. Diese Tatsache muss deutlicher hervorgehoben werden.

Darüber hinaus sind die zahlreichen Änderungen und kurzfristigen Umsetzungen belastend für die Kolleginnen und Kollegen. Die ständig neuen Vorgaben sorgen für Diskussionen vor Ort, da sie auch für die Eltern jedes Mal eine neue Herausforderung bedeuten. Solche Situationen können sich nachhaltig negativ auf die Eltern-Fachkraft-Beziehung auswirken.

Insgesamt lässt sich außerdem festhalten, dass die Beschäftigten wenig Verständnis für die unterschiedlichen Vorgehensweisen der einzelnen Bundesländer im Bereich der Kindertagesstätten haben. In einigen Bundesländern sind Kitas geschlossen und es wird ausschließlich eine Notbetreuung angeboten. In anderen Bundesländern wird wiederum mit Appellen an die Eltern gearbeitet. Die Infektionsgefahr ist aber überall ähnlich. Warum also diese unterschiedliche Herangehensweise?

Die komba gewerkschaft nrw fordert:

  • Die Aufnahme der Notbetreuung bis vorläufig zum 14. Februar 2021
  • Eindeutige Regeln, welche Kinder in den Einrichtungen betreut werden dürfen. Dabei müssen private und dienstliche Umstände der Eltern abgewogen und gegebenenfalls begründet werden. Auch eine mögliche Kindeswohlgefährdung muss selbstverständlich berücksichtigt werden.
  • Höchstgrenze einer Gruppengröße als weitere Möglichkeit: Festgelegte Gruppen könnten in eiünem zeitlichen Wechsel (z.B. jede Woche) betreut werden. Mit dieser Lösung hätten alle Kinder einen Zugang zur frühkindlichen Bildung und der Infektionsschutz bliebe im Fokus.
  • Langfristige, klare Konzepte mit unterschiedlichen, je nach Pandemielage angepassten, Eskalationsstufen

Für die komba gewerkschaft nrw steht fest: Damit der Kita-Betrieb in den kommenden Wochen möglich ist, braucht es gesunde Fachkräfte. Bei allen Maßnahmen muss der Schutz der Beschäftigten im Mittelpunkt stehen. Daher begrüßen wir, dass die Corona-Test-Möglichkeiten ausgeweitet wurden. Die Situation ist unsicher und sie ist vor allem ernst. Deshalb dürfen Tests und FFP2-Masken keinesfalls die einzigen Schutzmaßnahmen bleiben.

Wir sind überzeugt, dass eine Fortsetzung des bisherigen Weges nicht ausreicht. Stattdessen muss die Situation in den Kitas neu gedacht und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Die komba gewerkschaft nrw spricht sich für einen Austausch aller Beteiligten im System Kita und eine kurzfristige Aufnahme der Gespräche aus. Für Fragen und konstruktive Diskussionen stehen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Sandra van Heemskerk
stellvertretende Landesvorsitzende der komba gewerkschaft nrw

 

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